W108 Mercedes-Benz
Der Mercedes W 108 ist eine Oberklassenlimousine vom Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz. Als 300 SEL trägt das Modell auch noch die Baumuster-Bezeichnung W 109. Insbesondere in Bezug auf die Technik markiert die Baureihe einen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte von Mercedes-Benz-Fahrzeugen.
Wie beim Stuttgarter Autobauer üblich, hielten viele innovative technische Details Einzug, insbesondere Sicherheits-Features. Die Vorgänger-Baureihen sind W 110 und W 112, Nachfolger ist der W 116 – das Oberklassenmodell von Mercedes, das erstmals offiziell als S-Klasse bezeichnet wurde.
Von der großen Flosse zum W 108
In den 1960ern hielt eine gewisse Geradlinigkeit und Sachlichkeit Einzug beim Industriedesign. So ging das verspielte, verschnörkelte Design mit dem W 108 und dem W 109 Mitte der 1960er nun auch bei Mercedes zu Ende. Auffällig ist dennoch die unmittelbare optische Nähe zu den Vorgängern W 111 und W 112.
Insbesondere die markanten Heckflossen wurden nunmehr nur noch angedeutet. Die Haubenwölbung wurde ebenso flacher wie auch die Ausrundungen der Frontkotflügel. Da in den 60ern Vergaser-Motoren noch eine Selbstverständlichkeit waren, gab es den W 108 als 250 S (Vergaser), 250 SE (Einspritzer) und 300 SE.
Gleichzeitig war aber auch der W 109 ein 300 SE, der allerdings als Topmodell später als 300 SE 6.3 von Mercedes bzw. 300 SE 6.8 von AMG (rote Sau) gebaut wurde.
Unterscheidung der Geschwistermodelle W 108 und W 109
Das Alleinstellungsmerkmal des W 109 zum W 108 lag im Fahrwerk. Die Modelle der W-108-Baureihe (einschließlich der 300er, die als 300 SE als auch langer 300 SEL erhältlich waren) besaßen allesamt ein Stahlfahrwerk, während nur der 300 SEL ein pneumatisches Fahrwerk erhielt.
Zwar wurde der W 109 auch ausschließlich mit langem Radstand als 300 SEL gebaut, aber den um 10 cm längeren Radstand gab es auch beim W 108 als 300 SEL. Daneben waren es Unterschiede im Interieur und auch bei einzelnen Motorbauteilen, die beide Geschwister-Baureihen voreinander unterschieden.
Serienausstattung, die den meisten Autoherstellern um viele Jahre voraus war
Seit jeher erhob Mercedes den Anspruch, seine Modelle mit Technik auszustatten, die bei der Konkurrenz noch teilweise viele Jahre aus dich warten ließ. So war der W 108 1965 bei seiner Präsentation einer von sehr wenig Fahrzeugen, die rundum bereits mit Scheibenbremsen ausgestattet waren.
Außerdem kam eine Sicherheitslenksäule dazu. Zunächst waren die Automatik-Modelle der Baureihe wahlweise mit Lenkrad oder heute gängiger Mittelkonsolenschaltung ausgestattet – wobei heute zum Teil wieder ein Trend zur Lenkradschaltung festzustellen ist. Leider entschieden sich sehr viele Käufe für die moderne Konsolenschaltung.
Die Motoren werden modern: von der mechanischen zur elektronischen Einspritzung
Denn die Modelle mit der Lenkradschaltung fungierten bei den Vordersitzen als eine Art „2+1“-Sitzer. Für die Mittelkonsole gab es ein Sitzkissen, die Armlehnen der Vordersitze wurden zur Rückenlehne für den dritten, mittleren Vordersitz. Allerdings widersprach diese Ausführung auch dem Sicherheitsverständnis von Mercedes, weil der mittlere „Notsitz“ ohne Sicherheitsgurt auskommen musste.
In den letzten Jahren wurden folglich keine solchen Ausführungen mehr verkauft. Drei Jahre nach Einführung der Baureihe, also 1968, wurde zudem von der mechanischen zur elektronischen Einspritzung umgestellt. Den Höchststand der Einspritztechnik erreichte Mercedes beim W 108 im 280 SE 3.5 bzw. 280 SEL 3.5. 1971 kam diese Motorisierung mit einer Bosch D-Jetronic Einspritzanlage.
Die Motoren vom W 108
Auch die Motorenentwicklung läutete eine Umstellung beim W 108 ein. Die anfänglichen 250er Motoren basierten auf den 2,2-L-Aggregaten der Vorgänger und besaßen damit zwei paarweise gegossene Zylinder. Diese Bauweise galt jedoch nun als entwicklungstechnisch ausgereizt, da diese Hitzeentwicklungen einfach zu groß wurden. Bedingt durch die einteilige Bauform wurde nun auch der Abstand aller vier Zylinder gleich zueinander. Damit wurde der Motorlauf ruhiger und sparsamer.
Besonderheiten W108
Für den amerikanischen Markt wurde außerdem noch der 280 SEL 4.5 sowie der 280 SE 4.5 angeboten (die Baureihe W 109 als 300 SEL 4.5). Dort erhielten die Fahrzeuge eine Drei-Gang-Automatik mit Wandler. Hierzulande hatten die deutschen 280 SE und SEL 3.5 dagegen eine 4-Gang-Automatik mit veralteter Flüssigkeitskupplung.
Die großhubigen 4.5-L-Modelle hatten im Zusammenspiel mit dem Drehmomentwandler keinen ersten Gang zum Anfahren mehr benötigt. Daher haben auch die Nachfolger W 116 Automatik eine Drei-Gang-Schaltung mit Drehmomentwandler.
Folgende Motorisierungen gab es vom W 108:
- 250 S und 250 SE und SEL
- 280 S und 280 SE und SEL
- 300 SE und SEL (SEL dann mit Stahlfederung, nur beim 300 SEL W 109 mit Luftfederung)
- 280 SE und SEL 3.5
- 280 SEL 4.5 (nur USA)
Wie gesucht oder unbeliebt sind heute die verschiedenen Motorisierungen?
Natürlich sind die W 109-Modelle mit 6.3-L-Motoren am gefragtesten, gefolgt vom W 109 300 SEL. Die Vollalumotoren vom W 108 300 SE sind sehr selten, aber auch entsprechend kostspielig beim Instandsetzen. Die alten M-130-Motoren fallen durch einen hohen Ölverbrauch auf.
Außerdem sollten sie nie langfristig hochtourig gefahren werden, da die Hitzeentwicklung für den paarweise gegossenen Vierzylinder zu massiv wird. Der M 130 (280 SE) ist langlebig und pflegeleicht, ebenso der V8 aus dem 280 SE 3.5. Die US-amerikanischen 4.5-Ausführungen sind leistungstechnisch mit den hier angebotenen 3.5ern zu vergleichen. Die Technik gilt im Allgemeinen als zuverlässig, Ersatzteile sind noch einfach zu bekommen.
Der Rost ist ein echtes Problem beim W 108
Einzig die hydropneumatische Ausgleichsfeder an der Hinterachse fällt durch zahlreiche Ausfälle und sehr hohe Instandsetzungskosten auf. Oft wird stattdessen eine Ausgleichsfeder aus Stahl aus der Pagode eingesetzt. Während die Technik keine Schwierigkeiten bereitet, kann die Karosserie von massivem Rostbefall gekennzeichnet sein.
Die Vollrestaurierung einer solch korrodierten Karosse übersteigt in der Regel den aktuellen Marktpreis noch, weshalb gerade Sammler, die den W 108 bzw. W 109 langfristig besitzen wollen, hier echte Schnäppchen finden können. Hier gilt noch: ein Modell zum Aufbauen und ein, zwei oder vielleicht drei W 108er als Teilespender dafür.